Die Plastikverschmutzung ist zu einem der größten Umweltprobleme geworden - und das, obwohl es Plastik noch gar nicht so lange gibt. Aus fossilen Brennstoffen hergestellter Kunststoff ist erst etwas mehr als ein Jahrhundert alt, und die Massenproduktion von Kunststoffprodukten kam erst nach dem Zweiten Weltkrieg in Gang. Seitdem wird Plastik in praktisch allen Bereichen verwendet - in medizinischen Geräten, in der Raumfahrt und in Textilien. Nicht alle diese Anwendungen sind von Grund auf schlecht. Das Problem ist viel eher, dass Plastik in den letzten Jahren hauptsächlich zur Herstellung einer ganz bestimmten Art von Produkten verwendet wurde:
Einwegplastikprodukte machten im Jahr 2019 40 % aller jährlich hergestellten Kunststoffprodukte aus. Während die Lebensdauer dieser Produkte unglaublich kurz ist - oft sind sie nur für wenige Minuten in Verwendung -, erstreckt sich ihre Langlebigkeit über Jahrhunderte. Wir werfen Plastik nicht nur schneller denn je weg, sondern produzieren auch immer mehr davon. Die Hälfte des Plastiks, das heute auf der Erde existiert, wurde erst in den letzten 15 Jahren hergestellt. Und die Produktion wächst exponentiell. Während wir 1950 "nur" 2,3 Millionen Tonnen Plastik produzierten, waren es 2015 bereits 448 Millionen, eine Menge, die sich bis 2050 verdoppeln soll.
Wir kennen alle die Folgen dieser Wegwerfkultur: Bilder von Schildkröten, deren Panzer um die Ringe von Sixpacks gewachsen sind, die Mägen ausgewachsener Wale, die mit Plastikmüll gefüllt sind, und in den Ozeanen treibende Müllfelder, die dreimal so groß sind wie Frankreich (Great Pacific Garbage Patch). Jedes Jahr gelangen etwa 8 Millionen Tonnen Plastikmüll in unsere Ozeane - das ist als ob man 5 volle Müllsäcke an jedem Fuß Küstenlinie des gesamten Planeten ins Meer werfen würde. Und 80 % dieses Plastikmülls stammt vom Festland.
Während uns das drängende Umweltproblem der Plastikverschmutzung immer bewusster wird, gibt es eine verborgene Seite des Problems - Mikroplastik. Diese Partikel kommen zwar in unvorstellbaren Mengen in der Umwelt vor, sind aber nicht größer als 5 mm, was sie nur schwer erkennbar und ihre potenziellen Schäden nur schwer feststellbar macht. Dennoch müssen wir uns den Auswirkungen von Mikroplastik auf unserem Planeten bewusst werden. In diesem Blogpost erklären wir, woher Mikroplastik kommt und was damit in der Umwelt passiert. Teil 2 wird sich mit den potenziellen Gefahren und was wir gegen sie tun können, beschäftigen:
Woher kommt Mikroplastik?
1. Von größeren Plastikartikeln - Obwohl wir jeden Tag exorbitante Mengen an Plastik herstellen, wurden nur etwa 20 % des jemals hergestellten Plastiks recycelt oder verbrannt. Das bedeutet, dass fast 80 % des weltweit hergestellten Kunststoffs auf Mülldeponien oder in der Umwelt gelandet sind. Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass es bis zu 400 Jahre dauern kann, bis sich Plastik in der Umwelt abbaut. Aber auch danach werden es nicht biologisch abgebaut, sondern zerfällt nur in kleinere Teile - Mikroplastik und schließlich Nanoplastik.
2. Von Mikroperlen in Produkten - Einige Produkte, die zwar nicht aus Kunststoff bestehen, enthalten trotzdem von Anfang an Mikroplastik, z. B. in Form von Mikroperlen. Die Hersteller*innen fügen diese den Produkten absichtlich hinzufügen. Kosmetische Peelings und Cleanser bestehen im Wesentlichen aus Plastik, Wasch- und Reinigungsmittel sowie Farben können Plastik enthalten, einigen Düngemitteln und Pestiziden ist Plastik zugesetzt, und auch Glitter z.B. in Make-up ist meist reines Plastik. Diese Mikroplastikpartikel gelangen in die Umwelt, wenn wir eines dieser Produkte verwenden und verbleiben dort.
3. Durch den Gebrauch von Plastikprodukten - Mikroplastik entsteht nicht erst, wenn ein Plastikartikel weggeworfen wird und von Sonnenlicht, Wind und Wellen langsam zersetzt wird. Es gelangt bereits in die Umwelt, während wir Plastikartikel noch verwenden. Wenn kunststoffhaltige Produkte mit heißem Wasser in Berührung kommen, scheiden sie winzige Partikel aus, die entweder ausgespült werden und schließlich in das globale Wassersystem gelangen oder von uns direkt konsumiert werden. Das geschieht beispielsweise beim Erhitzen von Lebensmitteln in Tupperware oder beim Waschen von Kleidung, die aus Polyester besteht.
Was passiert mit Mikroplastik in der Umwelt?
Wasserströmungen tragen die Plastikpartikel um den Planeten und bringen sie an die entlegensten Orte, wo sie verbleiben. Wissenschaftler haben Plastikmikrofasern in den tiefsten Gräben der Ozeane gefunden. Je tiefer der Graben, desto mehr Partikel wurden gefunden, was darauf schließen lässt, dass die Gräben der Meere wie ein Auffangbecken für unseren Plastikmüll wirken. Hier zerfällt er dann langsam in immer kleinere Teile, die auf den Grund sinken, wo man sie nicht mehr aufsammeln kann. Diese mikroskopisch kleinen Partikel machen 90% des gesamten Plastiks in den Ozeanen aus.
Die Verschmutzung durch Mikroplastik betrifft jedoch nicht nur unsere Ozeane. Die Wissenschaftlerin Jennifer Provencher sagt: "Je mehr wir uns damit beschäftigen, desto mehr lernen wir, dass es sich nicht um ein Problem in der Mitte der Ozeane handelt. Es ist ein Wasserproblem. Es ist ein Landproblem, es ist ein Luftproblem, es ist ein tropisches Problem, es ist ein arktisches Problem." Winzige Plastikpartikel wurden bereits in Trinkwassersystemen, in Kochsalz, im Regen, im arktischen Schnee und sogar in der Luft um Städte herum nachgewiesen.
Von hier aus dringt Mikroplastik in das Nahrungsnetz ein. Wissenschaftler haben Partikel in mehr als 700 Wasserlebewesen gefunden, z. B. in Fischen, Garnelen, Muscheln und sogar in Walen. Eine neue Studie weist Mikroplastik nun auch in Menschen nach. Wie ein Meeresbiologe es ausdrückte, „Wir können jetzt mit Sicherheit sagen, dass Plastik überall ist.“
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